Von wegen mehr Fortschritt! Die familienrechtliche Unbeweglichkeit und ihre Auswirkungen
Vortrag in Kassel im Club Commune. Es wird Essen durch eine Küche für alle (KüFa) geben.
Lesbische Paare sollen rechtlich Eltern werden können, die Verantwortungsgemeinschaft soll die rechtlichen Möglichkeiten des füreinander Sorgens ausweiten: die Ankündigungen der Ampelkoalition im Koalitionsvertrag von 2021 sorgten für Optimismus bei denjenigen, die sich rechtliche Absicherung für vielfältige Familien wünschen. Drei Jahre später schauen wir uns ernüchtert um und stellen fest, dass bisher kaum handfeste Veränderungen vorliegen: lesbische Paare müssen noch immer die diskriminierende Stiefkindadoption durchlaufen, um rechliche Mütter ihres Kindes zu werden. Co-Elternfamilien, die aus mehr als zwei Elternteilen bestehen, haben für ihre Mehrelternschaft weiterhin keinerlei Sicherheit. Und queere und/oder trans* Personen werden nach wie vor durch die Rechtslage diskriminiert, wenn z.B. trans Männer in den Geburturkunden ihrer Kinder als Mütter stehen. Unter’m Strich ist aus feministischer Perspektive also der versprochene „Fortschritt“ im Familienrecht bisher ausgeblieben. Im Vortrag beleuchten wir diese Entwicklungen. Auch nehmen wir die geplanten Neuerungen kritisch unter die Lupe – denn sie sind lange nicht so progressiv, wie es auf den ersten Blick scheint. Nicht zuletzt schauen wir auch in die gelebte Praxis: wie werden vielfältige Familienkonstellationen trotz der einengenden Rechtslage umgesetzt und welche Handlungsspielräume gibt es?